Norbert Krause

Public space – a stage between structures
Where there was once a theater the last act is staged. The demolition company acts as the dramatic advisor with onlookers as the audience. In the end more than the last curtain will fall down. What are they playing? Some say it’s a tragedy, some say it’s avant-garde. Earlier: Public space yields to pseudo-public space. The difference? You bring your own beer to the public space but in pseudo-public
you better ask the waiter to bring it to you. Expect trouble if you mistake the one for the other.

And yet real public space deserves to be protected at all costs. It is only here that inner-city life gains quality independent of salary. It is only here that different social strata encounter each other without protection – which can be painful, but not necessarily, and which either way provides the potential to get rid of prejudices.

Children discover the public space everywhere and claim it spontaneously. A ball and a garage door is all they need. And no sign, put up ages ago, will prevent them from playing with that ball: should anyone feel offended, they will speak up. ‘Just do it’ is their maxim.

To us adults, ‘Just do it’ is rather difficult. We are used to occupy places that are attributed to us – most likely after paying a fee. And those who cannot afford such a place stay home. Adults don’t discover spaces as children do naturally, even if it is a public space and belongs to all of us. We consider conventions and possible consequences before we act and suspect prohibition where there is none. When in fact real public space is a chance for all citizens, a chance – beyond the master plan – to immediately shape your own city. Public space is the stage on which everyone can play.

My actions as an artist and my interventions intend to bring back people’s awareness for this common space. Mostly this requires very little effort. A sign, a string and four wooden pegs make a field out of an ailing wasteland and thereby a non-place into a place – a place for possibilities. And everything that could be possible on exactly this spot becomes apparent not least in the common garden created here by the Waldhausverein. Together with Radio Eicken I host a radio station which can only be received in an area of about a square meter on the sidewalk outside of my studio, and it was exactly here, in front of the former playhouse, where I literally rolled out a square meter of red carpet before demolition started and invited citizens to collectively say goodbye to the Paul Stohrer Bau with a bow.

The decision for the square meter is not accidental. Appropriation starts on a small scale, but don’t confuse small with trivial. Allow yourself, as soon as the temperatures will be more agreeable again, a square meter or two of public space, put up a table and a couple of chairs, bring along a pot of coffee and some cups and see what happens. Let’s perceive the public space as a common area, a fourth room to our three-room apartment, as a space of possibilities and a stage for everyone.

Norbert Krause is a Performance Artist, working and living in Mönchengladbach.

 

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Der öffentliche Raum – Eine Bühne zwischen Bauten
Wo einst ein Theater stand findet nun ein letztes Schauspiel statt. Dramaturg ist das Abrissunternehmen, Zaungäste bilden das Publikum. Am Ende wird mehr als nur der allerletzte Vorhang gefallen sein. Was wird hier gespielt? Eine Tragödie sagen die einen, zukunftsweisend nennen es die anderen. Davor: Öffentlicher Raum weicht pseudo-öfftentlichem Raum. Der Unterschied? Im öffentlichen Raum bringen Sie Ihr Bier selbst mit, im pseudoöffentlichen bestellen sie es besser bei der Bedienung. Verwechseln Sie das, ist der Ärger vorprogrammiert.

Dabei ist echter öffentlicher Raum unbedingt schützenswert. Nur hier wird innerstädtische Lebensqualität unabhängig vom Einkommen bereitgestellt. Nur hier treffen verschiedene soziale Schichten ungebremst aufeinander – was schmerzvoll sein kann, aber nicht muss, auf jeden Fall jedoch Potential zum Abbau von Vorurteilen bietet.

Kinder entdecken den öffentlichen Raum überall und machen ihn sich spontan zu eigen. Ein Ball und ein Garagentor, viel mehr brauchen sie nicht. Und kein vor langer Zeit einmal aufgehängtes Schild wird ihnen das Ballspielen verbieten: Wenn sich jemand gestört fühlt, wird er sich schon melden. “Einfach mal machen” lautet ihre Devise.

Uns Erwachsenen dagegen fällt „Einfach mal machen“ eher schwer. Wir sind es gewohnt, die Plätze einzunehmen, die man uns – meist kostenpflichtig – zuweist. Und wer sie sich nicht leisten kann, der bleibt zuhause. Erwachsene entdecken keinen Raum wie Kinder es selbstverständlich tun, selbst wenn er öffentlich ist und uns allen gehört. Wir bedenken Konventionen und eventuelle Konsequenzen bevor wir in Aktion treten und erahnen Verbote, wo es gar keine gibt. Dabei bedeutet echter öffentlicher Raum eine Chance für alle Bürger, eine Chance – jenseits von Masterplänen – die eigene Stadt ganz unmittelbar mitzugestalten. Der öffentliche Raum ist die Bühne, auf der jeder spielen darf.

Mit meinen künstlerischen Aktionen und Interventionen möchte ich eben diesen gemeinsamen Raum wieder verstärkt ins Bewusstsein der Menschen rücken.
Meist bedarf es gar nicht viel. Mit einem Schild, einer Kordel und vier Holzpflöcken wurde aus einer dahinsiechenden Brachfläche ein Feld und somit ein UnOrt zum Ort – einem Ort der Möglichkeiten. Und dass an eben jener Stelle einiges möglich ist zeigt nicht zuletzt der heute dort vom Waldhausverein angelegte Gemeinschaftsgarten. Mit Radio Eicken betreibe ich einen Radiosender, der sich nur auf einem Gebiet von einem Quadratmeter auf dem Bürgersteig vor meinem Atelier empfangen lässt und genau hier vor dem ehemaligen Schauspielhaus, rollte ich vor Beginn der Abrissarbeiten einen quadratmetergroßen Teppich aus und lud die Bürger ein mittels einer Verbeugung gemeinsam vom Paul Stohrer Bau abschied zu nehmen.

Der Quadratmeter ist nicht zufällig gewählt. Aneignung fängt im Kleinen an, wobei klein hier nicht mit unbedeutend verwechselt werden darf. Gönnen Sie sich, sobald es wieder ein wenig wärmer geworden ist doch ein/zwei Quadratmeter öffentlichen Raum, stellen Sie einen Tisch und ein paar Stühle auf, nehmen sie eine Kanne Kaffe und ein paar Tassen mit und schauen sie, was passiert.
Sehen wir den öffentlichen Raum als einen gemeinsamen Raum, als viertes Zimmer unserer Dreizimmerwohnung, als einen Ort der Möglichkeiten und als Bühne für jedermann.

Norbert Krause ist ein Konzept- und Performance-Künstler aus Mönchengladbach.